Ich machte die Tür auf, ging hinein und schloss sie hinter mir. Dann sah ich zu Jayce der sich gerade seine Hose zuknöpfte. "Ich denke, dass wir reden müssen. Und zwar echt dringend.", sagte ich und strich mir durch mein blondes Haar.
"Du musst verstehen, dass ich gestern mit Four geredet habe. Er hat mir etwas über die Ken erzählt was mich sehr beunruhigt. Four hat außerdem gemeint, dass ich wegen dir aufpassen sollte...da du bei Jeanine eine sehr wichtige Rolle spielst und er nicht wüsste ob du vielleicht einen Plan verfolgst.", ich biss mir auf die Lippe. "Und ja, ich bin mir vollkommen bewusst, dass es dumm ist dir das alles zu erzählen. Wenn du wirklich so etwas verfolgen würdest, dann könntest du mich ja jetzt gezielt anlügen." Ich seufzte. "Aber ich will dir wirklich vertrauen, aber ohne mit dir darüber geredet zu haben ist es so schwer. Man denkt sich halt Sachen wenn man alleine ist...besonders wenn man offene Fragen hatte." Mein Blick war entschuldigend, ich war mir nicht sicher ob er das irgendwie hören wollte aber jetzt wusste er es. Wenn er mich verstoßen wollte, könnte er das tun. Es wäre seine Entscheidung.

Ich blickte Ally an, als sie hereinkam.
Sie fing an zu sprechen, währenddesssen schnappte ich mir ein frisches Shirt und bedeckte meinen nackten Oberkörper. Dann ließ ich mich aufs Bett nieder und sah sie an, während sie sich alles von der Seele redete. Four hatte irgendwas gesagt. Four war ziemlich durcheinander und fertig gewesen, er hatte sich für sein Misstrauen entschuldigt, das war ja auch alles okay gewesen, aber was um Himmels Willen hatte er Ally erzählt, dass sie plötzlich so an mir zweifelte.
"Und warum sprichst du nicht mit mir? Ally, wenn ich irgendwas im Schilde geführt hätte, dann wäre ich schon lange nicht mehr hier. Ich hätte mich nicht wieder zu den Ken begeben, das Medikament beschafft und den Virus unschädlich gemacht, dann hätte ich Nici einfach sterben lassen. Immerhin kannte ich sie nicht einmal. Ich hätte euch alle mit diesem Virus infizieren können, wenn ich nur wollte. Aber ich bin wegen dir hier und nicht, weil ich dich um den Finger wickeln will, sondern weil ich dich liebe, mehr als alles andere. Ich würde für dich alles tun", alles sprudelte einfach so aus mir heraus. Ich wollte mich nicht als Held aufspielen, weil ich das Medikament besorgt oder den Virus zerstört hatte, eigentlich hatte ich vorgehabt das für mich zu behalten, aber es kam einfach aus mir heraus, ohne, dass ich was machen konnte.

Ich seufzte und lehnte mich an die Wand während ich ihm zuhörte, es war schon logisch was er sagte. "Und wann war das? Gestern? Wann hat Four mir das gesagt? Gestern. Ich hatte doch gar keine Zeit mit dir zu reden. Das mit Nici...dafür kann man dir nicht genug danken.", ich setzte mich auf den Boden und musterte Jayce weiter.
"Ich liebe dich ja auch, wirklich. Aber mein Problem sind die Ken und ich Zweifel langsam an dem ganzen Fraktionssystem. Und daran, dass ich noch lange leben werde. Deswegen bin ich gestern zu meinen Eltern und Alexis gefahren...meine Familie hat mir Sachen erklärt die ich vorher nicht wusste. Ich hätte es dir nicht heute Nacht noch sagen können, das wäre zu viel gewesen.", dann machte ich eine Pause und dachte nach. "Der Virus, den bekommen die Anführer der Altruan doch auch? Weißt du für wann dieser Plan vorgesehen ist?"
Wenn es einen Krieg geben würde, würden Jayce und ich wirklich auf der selben Seite kämpfen? Auf welcher Seite würde ich überhaupt kämpfen? Die Ken würden mithilfe der Ferox die Altruan umbringen, dabei konnte ich nicht helfen. Jayce war einer von den Ken, eine Fraktion die töten wollte...mehr als die Ferox es wollten. Er war anders, aber würden er und ich uns jemals von unseren Fraktionen losreißen können? Fragen über Fragen und keine konnte beantwortet werden...

"Denkst du ich stehe hinter den Ken, wenn sie Menschen töten? Denkst du ich wusste von dem Ganzen? Was meinst du, wie es mir dabei geht, zu entdecken, dass meine Fraktion solch eine Mordlust in sich hat. Ich konnte es selbst nicht fassen, als ich gestern gesehen habe, dass sie Experimente und Viren an Fraktionslosen ausprobiert haben, dass sie ohne Skrupel über zahllose Opfer gehen, nur um die Führung zu bekommen", ich redete mich in Rage. Es sprach die pure Verzweiflung aus mir. Ich hatte mich damals für die Ken entschieden, weil ich sie verehrt hatte. Ich hatte meine Familie verlassen und ein neues Leben begonnen, ich hatte alles hinter mir gelassen um jetzt festzustellen, dass es alles umsonst war.
"Ich weiß nicht für wann es angesetzt war", sagte ich, nachdem ich mich etwas abgeregt hatte. Ich stand auf und lief auf und ab durch das Zimmer. Ich konnte einfach nicht ruhig sitzen.

"Jayce so mein ich das doch nicht!", ich sah ihn verwundert an. Er verstand es falsch und abzuregen war er nicht. Er war verzweifelt und das hörte man ihm an. Die Fraktion seiner träume war böse und für sie hat er seine Familie verlassen, seine gewohnt Umgebung...alles was er kannte. Doch er konnte daran nichts ändern und musste damit leben, ihm blieb nichts anderes übrig.
Als er durch den Raum lief, sah ich ihn erst einen Augenblick an bevor ich selbst aufstand und mich ihm in den Weg stellte. Ich griff nach seiner Hand und sah Jayce in die Augen. "Bitte beruhige dich, das bringt doch nichts. Bitte Jayce, ich will nicht das unsere Beziehung wegen so etwas in die Brüche geht.",ich war verzweifelt, wir müssten anfangen zusammen zu halten. Sonst konnten wir es vergessen zusammen zu sein und das wollte ich nicht. Es würde noch schwieriger werden und wir würden noch viel mehr Probleme bekommen. Und ich konnte mir denken, dass es genau nach meiner Initation anfangen würde.

Ich blickte Ally an, die sich mir in den Weg gestellt hatte, sodass ich nicht mehr auf und ab gehen konnte. Sie hatte nach meiner Hand gegriffen, die sofort zu kribbeln anfing. Wie hatte ich ihre Berührungen vermisst, wie sehr hatte ich sie vermisst. Obwohl wir uns gesehen hatten, war es so anders gewesen.
Ich nickte schließlich. Sie hatte natürlich recht, es brachte einfach nichts, wenn ich mich aufregte, es würde nichts ändern, ich konnte einfach nichts ändern. Das frustrierte mich. Aber natürlich wollte auch ich nicht, dass unsere Beziehung in die Brüche ging. Ich wollte Ally nicht verlieren, sie war alles, was ich noch hatte.
Ich ging einen weiteren Schritt auf Ally zu und zog sie dann an mich. Ich wollte ihre Nähe spüren.

Ich ließ mich von ihm an sich ziehen und legte meine Hände an seinen Oberkörper. Vorsichtig legte ich meine Lippen auf seine, ich hatte ihn zu sehr vermisst um mit ihm zu diskutieren. Zwischen uns sollte einfach alles gut sein, zumindest jetzt. Und nachdem er jetzt meine etwas peinliche Ängste kannte, sollte ich noch aufgeschlossener zu ihm sein. Er wusste etwas über mich was bisher niemand anderes wusste. Natürlich fragte ich mich auch, was seine Ängste waren. Hatten Ken überhaupt Ängste außer vielleicht verschlagen zu werden oder so etwas? Sie waren schlau und gerissen, mir fiel nichts ein vor was sie Angst haben sollten. Sie hatten mit ihrem Wissen eine unbegrenzt große Macht erlangt, sie wussten Sachen über unsere Psyche und sie wussten wie sie uns alle unter Kontrolle bekamen. Nichts würde sich ihnen in den Weg stellen, auch wenn man es versuchte wäre die Wahrscheinlichkeit sehr gering etwas auszurichten.
"Kann ich vielleicht heute Nacht bei dir schlafen Jayce?", fragte ich ihn und sah zu Boden. Ich fragte dies nicht nur, weil ich ihn so sehr vermisst hatte, sondern auch weil ich wahrscheinlich Albträume von der Simulation bekommen würde. Ich wollte nicht alleine sein, ich wollte Jayce bei mir haben.

Und endlich trafen sich unsere Lippen wieder. Es war mir wie eine Unendlichkeit vorgekommen, seit ich das letzte mal ihre weichen Lippen schmecken durfte. Ich hatte eine schrecklich große Kluft zwischen uns gesehen, die sich nun endlich wieder schloss. So, wie es jetzt war, war es richtig. Wir waren füreinander bestimmt, auch, wenn wir uns mal stritten oder Dinge taten, die der andere nicht verstand, so waren wir füreinander gemacht.
Ich schaute Ally an, als sie mich fragte, ob sie über Nacht bleiben konnte.
"Natürlich", antwortete ich leise und drückte sanft ihr Kinn hoch, sodass sie mir in die Augen schauen musste. "Du musst dich für nicht schämen, Ally. Ich kenne jetzt deine Ängste, aber ich weiß auch, wie stark und mutig du bist. Ich liebe dich, ich liebe alles an dir", sagte ich mit sanfter Stimme und strich ihr behutsam über die Wange.

Meine Wangen färbten sich rot, es nahm langsam wieder alles den schon halbwegs gewohnten Lauf an. Es beruhigte mich ungemein zu hören, dass er mich liebt und zwar alles an mir. Außerdem haben wir uns wieder halbwegs eingekriegt nachdem was in den letzten 24 Stunden passiert ist. Solche Situation wird es immer geben und ohne diese, wäre es auch einfach keine Beziehung.
"Ich liebe dich auch, wie könnte ich auch nicht...du bist so perfekt.", sagte ich ganz leise und schmiegte mich an ihn. Ich musste lernen jeden Augenblick mit ihm auszukosten, zudem sollte ich ihm mehr Vertrauen schenken. Es sollte mir doch egal sein was Four sagte, ich sollte zuerst Jayce vertrauen bevor ich jemand anderem mein Vertrauen schenkte. Aber man konnte sich ja ändern und aus Fehlern lernen. In Zukunft mussten wir eh zusammen halten falls wir das alles überleben wollten. Bis zu meiner Initation würde es nicht mehr lange dauern, hoffentlich täuschten wir uns mit allem nur und es würde alles ruhig bleiben. Aber es würde dann ein Widerspruch zu dem Virus geben, irgendwer müsste das ja dann erklären können.

"Ich bin nicht perfekt, Ally. Ich habe Macken und Ängste, wie jeder andere auch", ich lächelte sie an. "Wie war es bei deiner Familie? Wie geht es Lexi?", fragte ich dann.
Wie gerne ich meine kleine Schwester nur wieder sehen würde. Mit Sicherheit ging es ihr gut, sie wusste, wie man allein klar kam, und außerdem hatte sie ja auch noch Allys Eltern.
Mein Magen meldete sich zu Wort und knurrte laut. Ich hatte den ganzen Tag nichts gegessen und auch gestern nicht. Außerdem hatte ich auch nicht meine tägliche Dosis Kaffee intus, die meinen Hunger sonst dämpfte. Aber ich wollte hier jetzt nicht weg, ich wollte mit Ally endlich wieder allein sein, die Zeit mit ihr genießen, jeden Augenblick und einfach mit ihr in den Armen wieder einschlafen.

"Aber egal welche Macken und Ängste du hast, ich liebe alles an dir und all das macht dich zu der Person, die ich liebe. Wärest du wie jeder andere, dann ich hätte ich mich nie in dich verliebt.", ich lächelte ihn süß an. "Das war kein fröhliches Familientreffen. Es war schön sie alle zu sehen, aber zwischen meinen Eltern und mir ging es eher ernst zu. Wir hatten schließlich was zu besprechen.", sagte ich leise. "Ihr geht's super. Sie weiß von dir und mir, ich hab's ihr und meinen Eltern erzählt. Das sind meine Vertrauenspersonen und niemand würde schließlich etwas sagen.", ich machte eine kurze Pause. "Du hättest ihren erstaunten Blick sehen sollen, aber sie hat sich echt gefreut."
Ich hörte seinen Magen knurren und musste grinsen. Vorsichtig legte ich den Kopf schief. "Ich weiß, dass du das nicht hören willst...aber ich würde dir vorschlagen, dass wir was essen. Ich will nicht, dass du Hunger hast...wir haben noch genug Zeit." Er musste etwas essen, er hatte sicher lange nichts mehr gegessen und das war nicht gesund. Besonders wenn er hier Sport macht muss er unbedingt Nahrung zu sich nehmen, sonst würde er das noch bereuen.

Ich lächelte, als sie mir sagte, dass sie mich liebte, wie ich bin. Sie kannte zwar meine Ängste nicht, aber sie kannte mich schon ziemlich gut, besser, als die meisten anderen. Nicht einmal meine Familie wusste so viel von mir. Sie hatten sich von mir abgewandt, nachdem ich mich zu den Ken bekannt hatte. Auch den Besuchertag hatten sie nicht genutzt, aber ich hatte damit auch nicht gerechnet.
"Ja, das glaub ich", sagte ich und musste lächeln, als ich an Lexis erstauntes Gesicht dachte. Natürlich hatte sie sich auch tierisch gefreut weil sie ja auch recht gehabt hatte, als sie Ally damals von mir erzählt hatte. So war sie.
"Mhh... nein, ich möchte wirklich nichts davon hören", sagte ich gespielt brummig und küsste Ally dann nochmals zärtlich. "Aber wenn du das sagt, dann sollten wir das vielleicht machen. Ich hab auch immer noch nicht den sagenumwobenen Kuchen gegessen", sagte ich und streckte mich.

"Ich spreche mal eine Empfehlung aus. Hör auf so grimmig zu schauen sonst bekommst du Kosenamen von mir die dir nicht mehr so sehr gefallen werden mein Grummelbär.", ich musste kichern und erwiderte den Kuss dann.
"Auf dem Weg zum Speisesaal kannst du mir ja mal erklären wie du bisher ohne den Kuchen leben konntest. Das erscheint mir als sehr tristes Leben.", ich zog Jayce zur Tür und öffnete diese. Vielleicht würden wir sogar Kuchen vorfinden, sonst musste ich wohl Jayce zeigen wie man sich illegal den Kuchen beschaffte. Vor ein paar Wochen bin ich mal mit ein paar Initianten in die Küche eingebrochen um Kuchen zu holen, das war eine wirklich witzig Aktion. Besonders wie Eric uns damals schockiert angeschaut hatte, er hinderte uns jedoch nicht daran. Die Küche war nicht sein Aufgabenbereich hatte er mal gesagt, er fügte außer dem hinzu, dass solche Mädchensachen wie Kochen eher der Bereich von Four war. Die beiden mochten sich echt nicht, aber das bemerkte man relativ schnell. Man konnte es einfach nicht übersehen, es gab nichts offensichtlicheres hier.

"Ach ja?", fragte ich lachend und grinste Ally dann an.
Ich ließ mich von ihr zur Tür ziehen, schlüpfte dabei umständlich in meine Schuhe und dann verließen wir mein Zimmer. "Naja, ich leben und ich habe dich und kein Kuchen der Welt kann so süß sein wie du", erwiderte ich mit einem breiten Grinsen. Ja, das war unglaublich schnulzig gewesen, aber es war an der Zeit wieder Späße zu machen. Die Stimmung war in den letzten Tagen angespannt genug gewesen.
Wir gingen zum Speisesaal, der halb gefüllt war. Viele Ferox schienen schon fertig zu sein, was mich nicht unbedingt störte. Dann lief uns Four über den Weg.
"Hey", grüßte er uns und lächelte scheinbar erleichtert. Er hatte einen Teller in der Hand, der mit Essen gefüllt war, vermutlich für Nici.
"Hey, wie geht's ihr?", fragte ich und blickte ihn an. Four lächelte leicht. "Schon viel besser, wenn es nach ihr ginge, würde sie schon wieder durch die Gegend rennen, aber dafür ist sie noch etwas zu schwach und sie hat noch mindestens 3 Tage strenge Bettruhe", antwortete er. Er schien noch immer erschöpft, aber man merkte ihn seine Erleichterung an.

"Ich hab gedacht, dass du von den Candor kommst. Da lügt man doch bekanntlich nicht.", ich zwinkerte ihm zu und ging mit ihm zum Speisesaal. Es war nicht so viel los wie üblich, da wir schon etwas später dran waren. Der Saal war zwar noch halbvoll doch die meisten standen gerade auf um zu gehen.
Wir trafen auf Four der mit einem Teller in der Hand Richtung Ausgang ging. Ich nickte ihm zu und hörte dann Jayce und ihm zu. "Das freut mich, dass es ihr besser geht.", sagte ich zu Four und lächelte leicht. Er schien sehr erleichtert zu sein, hatte aber tiefe dunkle Augenringe. Irgendwann würde er sich auch ausruhen müssen, die letzten 48 Stunden waren hart für ihn und Nici gewesen. Aber es war wirklich schön zu hören, dass Nici auf dem richtigen Weg war. Wäre ich keine Initiantin, könnte ich mir sicher vorstellen öfters mit Nici abzuhägen...vielleicht bekam ich ja noch die Chance dazu.
"Ich hol uns was zu Essen okay Jayce?", ich sah ihn leicht verliebt an und drückte kurz seine Hand, dann machte ich mich auf den Weg zu einem Tisch der am Rand stand. Auf diesem befand sich immer der Kuchen und wir hatten das unbeschreibliche Glück, dass noch zwei Stücke Schokoladenkuchen da waren.
Ich schob sie auf einen Teller und nahm zwei Wasserflaschen in die Hand. Vollgepackt ging ich zu einem leeren Tisch und stellte alles ab und ließ mich auf der Bank nieder.

"Ja, ich bin so erleichtert und ich steh unendlich tief in deiner Schuld, Jayce. Danke", sagte Four und blickte mich an.
"Nein, es ist alles in Ordnung, ich kann nicht zulassen, dass meine Fraktion...zu Mördern werden", antwortete ich, wobei ich das letzte mit gedämpfter Stimme hinzufügte. Four nickte. "Kommt später doch noch mal vorbei, Nici wird sich sicher freuen", sagte Four.
"Okay, ja, das machen wir, bis später dann", sagte ich und Four verließ den Speisesaal. Ich machte mich auf zu dem Tisch, an den Ally sich bereits gesetzt hatte. Sie hatte es tatsächlich geschafft noch zwei Stück Kuchen zu ergattern. Schon beim näherkommen, stieg mir wieder dieser süßlich, saftige Geruch in die Nase und ich fühlte mich direkt an jenen Abend zurück versetzt, an dem Ally und ich uns das zweite Mal gesehen hatten. Ich musste lächeln, denn diese Erinnerungen waren einfach unglaublich schön und ich erinnerte mich gern daran.
Ich ließ mich neben Ally auf die Band sinken und strich unauffällig über ihre Hand.
"Na, da hab ich ja Glück gehabt, dass ich endlich in den Genuss des Kuchens komme", sagte ich und grinste sie an.

Ich wartete bis Jayce da war und aß brav noch nichts von meinem Kuchen. Als er da war musste ich ebenfalls Grinsen. "Wie hättest du bloß weiterleben sollen?", meinte ich lachend und schob ihm den Kuchen hin.
Als wir uns das zweite Mal getroffen hatten, hatte ich Kuchen mitgebracht. Doch statt den Kuchen zu essen, hatten wir uns geküsst. Da hat das zwischen uns erst richtig angefangen und ich hoffte, es würde nie mehr aufhören. Aber sicher könnte ich mir dabei nicht sein, ich war erst 16 und solche Beziehung hielten doch meist nie für die Ewigkeit.
"Was hat Four noch gesagt? Und gehst du später Nici besuchen?", fragte ich Jayce lächelnd und fuhr mir durch mein helles Haar. Ich sollte vielleicht ebenfalls die Krankenstation besuchen, da ich seit heute Morgen nicht mehr bei Alessandro war. Er hatte zumindest heute Morgen noch kein Bewusstsein gehabt, doch vielleicht wäre er jetzt schon wach. Er musste unbedingt die Simulation bald nachholen, sonst würde er höchstwahrscheinlich aus der Fraktion fliegen.

"Ich weiß auch nicht, aber vielleicht hasse ich ihn ja auch", antwortete ich lachend. Das war wohl sehr unwahrscheinlich, zumindest nach dem, was man von diesem Kuchen gehört hatte. Ich nahm die Gabel in die Hand und stach in den Kuchen um ein Stück davon abzutrennen und auf die Gabel zu schieben, doch ehe ich es in meinen Mund schob, blickte ich Ally an.
"Ja, er hat gesagt, dass wir beide gerne vorbei kommen sollten, sie würde sich freuen", sagte ich und nickte. Dann schob ich mir die Gabel in den Mund. Sofort breitete sich der süß-saftige Geschmack in meinem Mund aus. Mein Gott, war das gut. Das Wasser lief mir im Mund zusammen und ich konnte nicht in Worte fassen, wie lecker dieser Kuchen war. All die Beschreibungen konnten nicht annähernd ausdrücken, wie lecker dieser verdammte Kuchen tatsächlich war. Wörter würden es niemals ausdrücken können.

"Wenn du ihn hasst, dann oh Gott. Hast du dass ein Recht zu Leben?", fragte ich ihn lachend und stieß ihm leicht in die Seite. Ich beobachtete ihn genauestens, da ich seine Reaktion mitbekommen wollte.
"Gut, dann schauen wir nach dem Essen bei ihnen vorbei. Ich muss es mal nach Alessandro schauen, also passt das ja ganz gut zusammen.", meinte ich und sah ihm dabei zu wie er zum ersten mal den Kuchen probierte. Man sah ihm die Überwältigung an, ihm fiel fast alles aus dem Gesicht. "Und wie findest du ihn? Willst du den Kuchen nicht auch heiraten?" Ich musste lachen und aß einen Bissen von meinem Stück Kuchen. Für mich gab es kein besseres Essen als diesen Kuchen. Ich kannte niemanden der diesen Kuchen nicht mochte und niemand wollte auf den Kuchen jemals mehr verzichten. Verständlich, denn dieses Gefühl wenn die Schokolade langsam auf der Zunge zerfloss war unglaublich. Allein für diesen Kuchen hatte es sich gelohnt zu den Ferox zu wechseln, ich würde lieber den Kuchen retten als manch anderen hier bei den Ferox. Das war zwar weit hergeholt, drückte aber meine Liebe zu diesem Essen sehr genau aus.

Ich schluckte das Stück runter und hatte mühe nicht den gesamten restlichen Kuchen direkt hinterher zu schieben. Aber ich hatte ja Selbstbeherrschung, zumindest genügend um das nicht zu machen.
"Sehr lecker.... aber heiraten. Naja, ich würde ihn essen, das wäre keine lange Ehe und ich denke auch nicht, dass das der Sinn einer Ehe ist", antwortete ich lachend und aß weiter den Kuchen.
Er war zwar unglaublich lecker, aber auch sehr mächtig, man konnte nicht mehr als ein Stück essen und auch was anderes passte dann nicht mehr in den Magen. Aber nun konnte ich mitreden.
"Wie konntest du mich das essen lassen? Jetzt werde ich wohl auf ewig abhängig sein", sagte ich und grinste Ally an. Ich trank einen Schluck Wasser und blickte sie an. "Alessandro hat wohl ziemlich was abbekommen, Chris scheint stark zu sein und das auch mental. Aber er versucht viel mit seiner Kraft zu lösen", sagte ich und trennte wieder ein Stückchen ab, welches ich mir in den Mund schob.

"Aber die wenigen Minuten wären doch wirklich wunderschön mit dem Kuchen. Stell dir das doch mal vor. Du hast ein Stück von diesem Kuchen in der Hand und hüpfst wie ein Amite über eine Wiese und teilst dein ganzes Leben mit ihm. Das wäre doch perfekt, sieh es endlich ein.", ich lachte mit ihm und aß weiter von meinem Kuchen. Schade, dass es ihn nicht immer gab. Man wusste nie genau wann und wenn es ihn wirklich gab konnte es sein, dass man noch nicht mal ein Stück abbekam.
"Ich wollte dir doch nur zeigen, wieso du deine Entscheidung bereuen solltest. Man wechselt doch nur zu den Ferox wegen diesem Kuchen.", dann wurde ich ernst als er über Alessandro und Chris sprach. "Chris scheint gefährlich zu sein, er hat zu wenige offensichtliche Schwächen als Gegner. Man kann ihn auch nicht einschätzen, liegt vielleicht daran, dass er keinen bestimmten Plan verfolgt wie manch andere. Okay oder weil ich ihm nicht in den Kopf schauen konnte. Nicht jeder hat das Anrecht wie du es hast.", ich nippte an meiner Flasche und betrachtete die anderen Ferox. Sie schienen sich zu amüsieren und als sie aufstanden wusste ich wohin sie gehen würden. Einer von ihnen war Chris und wenn ich ihn mir genauer betrachtete hatte Jayce Recht. Er schien wirklich auch mental sehr stark zu sein, er war vielen hier überlegen...auch mir. Und Chris schien perfekt hierhin zu passen, vielleicht würde er ja Anführer werden? Er hatte gute Chancen.

"Naja, eigentlich wäre es dann nicht mein Leben, sondern sein Leben lang, also vom Kuchen, da ich ja danach weiter leben würde", sagte ich und grinste. Ich konnte es mir einfach nicht verkneifen ab und zu ein bisschen zu klugscheißen. Es war sehr schön einfach mal so losgelöst zu sein und einfach den Moment zu genießen, Späße zu machen und den Ernst des Lebens zu vergessen.
"Ja, hätte ich gewusst, dass der Kuchen wirklich so gut ist und die Sagen um ihn wahr, dann hätte ich mich bestimmt für die Ferox entschieden", sagte ich lachend.
Dann wurde es ernster.
"Ja, aber auch aus seinen Ängsten kann man nicht viel schließen. Aber gut, ich hoffe, dass es Alessandro soweit gut geht", ich schob mir eine weitere Gabel in den Mund. "Ach, mir fällt gerade ein... Nici hat Four bei seinem richtigen Namen genannt....weißt du wie er mit vollen Namen heißt? Ich glaube sein Gesicht zu kennen, aber ich kann es nicht zuordnen", sagte ich und aß das letzte Stückchen und legte die Gabel auf den Teller.

"Es muss sich ja nicht alles um dich drehen, denke doch mal an den Kuchen. Du bist immer so selbstsüchtig Jayce. Aber wer weiß, vielleicht steht der Kuchen ja gar nicht auf so schlaue kleine Kerlchen." Ich neckte ihn leicht und aß dann meinen Kuchen auf.
"Ich wusste es doch. Aber ich muss dich leider enttäuschen, der Kuchen gehört mir. Du hättest eh keine Chance gehabt.", ich grinste leicht und war froh, dass es so unbeschwert war. Zumindest etwas. Es war eine sehr gelungene Abwechslung zwischen den letzten Stunden und ließ mich mal etwas von den Gedanken abkommen.
"Er kommt von den Altruan. Hat nicht irgendwer aus der Regierung einen Sohn namens Tobias gehabt?", fragte ich Jayce leise. Niemand sollte das mit Four heraus bekommen, er hatte sich ja nicht umsonst so genannt. Irgendwoher kannten wir ihn doch alle, zumindest kannten wir einen Tobias von den Altruan. Aber das hieß ja nicht gleich, dass er dies war. Aber dieser Junge war auch gewechselt und soweit ich mich erinnern konnte, ist er auch zu den Ferox gewechselt. Und dieser Junge hatte auch ungefähr das selbe Alter, vielleicht stimmte es wirklich und ich hatte mit meiner Vermutung Recht.

Ich lachte. Es war einfach zu lustig mit Ally so einen Quatsch zu labern und ich genoss es einfach. "Nun ja, dann werde ich ihn wohl nicht heiraten und ihn doch einfach nur weiter essen", antwortete ich und grinste sie an.
Dann musste ich grübeln:
"Ja, also.... Marcus Eaton hat einen Sohn, der Tobias heißt, aber er hatte keine Tochter, zumindest nicht soweit ich weiß. Und ich denke es wäre bekannt, wenn er eine Tochter hätte, vor allem, wenn auch sie von den Altruan zu den Ferox gewechselt ist."
Es wäre doch schon ziemlich ... ja, was wäre es eigentlich? Es wäre ihr gutes Recht und zwar von beiden. Bei Marcus Sohn stand im Raum, dass er misshandelt wurde und deswegen die Fraktion gewechselt hat, aber das wurde nie bestätigt.

"Du musst dir wohl oder übel wen anderen suchen zum heiraten. Der Kuchen ist schon in festen Händen.", ich zwinkerte ihm zu und spielte dann verträumt mit meiner Wasserflasche.
"Vielleicht ist das aber auch nur seine Halbschwester? Sie müssen ja nicht die selben Eltern haben, ein Elternteil reicht ja.", ich dachte nach und seufzte schlussendlich. "Aber vielleicht täuschen wir uns ja und haben ihn einfach mal so gesehen. Es gibt sicher noch Altruan die Tobias heißen und dann hier her gewechselt sind. Niemand weiß ja was aus Marcus Eatons Sohn geworden ist, zumindest hat man dies bei den Amite nie erfahren. Kann ja sein, dass er fraktionslos geworden ist oder untergetaucht ist. Sein Leben war sicher schwer genug.", ahnungslos zuckte ich mit den Schultern. Bei den Amite hatte ich nie etwas mitbekommen, dort lebte man in seiner eigenen Welt. Johanna hat versucht dies zu vermeiden und ich wusste, dass das Brot mit einem zufriedenmachendem Serum versetzt ist. So wurde die gute Laune gewährleistet und jegliche Aggression vermieden. Schlau war das nur bedingt, denn es war eine Art Unterdrückung. Die Amite hielten still, wehrten sich nicht gegen jegliche Entscheidungen der Altruan. Es wurde das verdrängt was man mitbekam und sonst hielt man sich eh die Ohren zu. Es war fast unmöglich zu wissen, was in der Stadt vor sich ging.