Als die Simulationen begannen, setzte ich mich neben Alessandro und wartete. Es war das erste Mal, dass ich lange warten musste bis ich dran kam. Die meisten der Initianten waren schon weg, sodass nur noch fünf Leute hier saßen. Auch Alessandro musste warten, durfte dann aber kurz bevor ich zu Four ging, schon zu Jayce.
"Alessia, komm.", meinte Four, als er Bella aus seinem Simulationsraum geschickt hatte. Ich nickte und stand auf, mit schnellen Schritten ging ich zu Four und huschte an ihm vorbei ehe er die Tür schließen konnte. "Setz dich, ich denke je schneller wir das hinter uns haben, desto eher kannst du deinen Plänen nachgehen.", er zwinkerte mir zu und injizierte mir das Serum, als ich auf dem Sessel Platz genommen hatte.

Meine Simulation glich den letzten, sodass es keine große Überraschung für mich war und ich das ganze, trotz meiner großen Angst, schnell beenden konnte. "Gut gemacht.", meinte Four und lächelte mir zu. "Dann bis morgen...", ich schenkte Four ein hoffnungsvolles Lächeln als ich hinaus ging und die Rucksäcke organisierte. Ich hatte vier Stück geholt und sie schon mit Essen und Wasserflaschen gefüllt. Außerdem hatte ich in einen Rucksack noch ein paar Verbände, Salben, Tabletten und Pflaster gepackt. Dann brachte ich die Rucksäcke hinaus und versteckte sie in einem der großen, dichten Büsche. Als ich sie genügend versteckt hatte um sie später zu den Amite zu transportieren, ging ich hinein und wartete geduldig auf Jayce. Er hatte gerade den letzten Initianten in seinem Zimmer, sodass er nur noch wenige Minuten brauchen würde.
Als Jayce endlich heraus kam, stand ich auf und sah ihn lächelnd an. "Können wir?", fragend sah ich ihn an und zog eine Augenbraue hoch.

Das Prozedere war das gleiche, wie die letzten Male auch. Fast keine Angst hatte sich bei den Initianten, die ich hatte, geändert, doch die meisten waren schneller und besser beim lösen gewesen. Dadurch gingen die Simulationen wenigstens etwas schneller vorbei.
Als ich den letzten aus dem Raum entließ, wartete Ally bereits auf mich und fragte, ob wir los konnten. Anscheinend hatte sie die Sachen schon bereit gelegt. Ich nickte und wir machten uns gemeinsam auf den Weg zu den Gleisen. Dort holten wir die Rucksäcke aus den Büschen und sprangen in den vorbeifahrenden Zug.
Wir waren allein, was auch gut so war. Die Rucksäcke ließen wir auf den Boden gleiten und ich ging näher zu Ally. Sanft küsste ich sie und drückte sie an mich. Morgen war es soweit. Morgen würden wir alle Regeln brechen, wir würden uns gegen das System auflehnen, die Grenzen missachten um uns zu retten. Ich wollte nicht in einer Gesellschaft leben, in der Menschen sterben mussten, weil sie nicht in ein Raster passten und ich wollte auch nicht in einer Gesellschaft leben, in der auf den Tod um die Herrschaft gekämpft wurde und schon gar nicht wollte ich in einer Welt ohne Ally leben.

Zusammen gingen wir hinaus und teilten uns die Rucksäcke auf, dann sprangen wir in den nächsten Zug und legten sie dort sicher ab. Wir würden sie in der Nähe der Waffen verstecken, es gab viele Geheimschächte unter der Erde.
Als Jayce mich an sich drückte und mich anfing zu küssen, musste ich unter seinen Lippen lächeln. Ich erwiderte den Kuss sanft und schmiegte mich die ganze Fahrt über an ihn. Ab morgen würden wir gemeinsam um unsere Freiheit kämpfen, um ein besseres Leben. Obwohl wir das jetzt schon taten, wir lehnten uns jetzt schon auf.
Nach einiger Zeit wandte ich meinen Kopf von ihm ab und sah hinaus, wir waren da und mussten eigentlich nur noch abspringen. "Wir sind da.", meinte ich und gab ihm die zwei Rucksäcke, ich nahm die anderen beiden. Zusammen sprangen wir hinaus und landeten beide auf den Füßen.
Ich musste grinsen und nahm dann die Hand von Jayce und verschränkte seine Finger mit meinen. Wir befanden uns auf einem Gebiet, auf welchem ich mich tausendmal besser auskannte als er. falls er überhaupt jemals hier bei den Amite war. Es gab nicht viele Menschen, die so tief in das Gelände der Amite eingedrungen waren. Manche kannten die Felder vom Sehen, aber sie sahen alle gleich aus. Niemand kannte sich gut in unsrer Gemeinschaft aus, es interessierte sich ja auch niemand dafür. Die Amite waren keine Bedrohung, sie waren einfach langweilig für alle und so wurden sie auch in Ruhe gelassen.
Wir gingen die Feldwege entlang, bis wir an dem Feld ankamen auf welchem ich die Waffen versteckt hatte. Ein paar Meter von dem Schacht entfernt, kniete ich mich auf den Boden und strich die Erde weg, bis sich mir eine weitere Kammer offenbarte. Vorsichtig öffnete ich die Tür und legte die Rucksäcke hinein. Dann verschloss ich die Tür und bedeckte alles wieder mit der braunen, trockenen Erde. "Ein paar Meter von hier, hab ich auch die Waffen untergebracht.", sagte ich zu Jayce und deutete in die Richtung.

Ally und ich sprangen zusammen ab und liefen ein ganzes Stück. Hier kannte ich mich gar nicht aus. Weder die Candor, noch die Ken waren oft bei den Amite. Wir wussten natürlich alle, dass sie die Felder bewirtschafteten, aber wirklich gesehen hatte ich das noch nicht. Natürlich in Büchern, Aufnahmen und Aufzeichnungen, aber ich hatte mich auch nie darum gerissen hier etwas zu machen. Denn natürlich bekamen auch die Amite Technik von den Ken und auch ihr Friedensserum stellten sie nicht selbst her.
Irgendwo auf einem Feld stoppte Ally und schob Erde an die Seite. Darunter kam eine Klappe zum Vorschein, wo wir die Rucksäcke drin verstauten.
"Okay, gut", sagte ich und nickte, als Ally mir sagte, dass sie auch die Waffen hier in der Nähe gelagert hatte.
Ich blickte sie an, als wir fertig waren und wartete darauf, was als nächstes passieren würde. Ich kannte mich hier kein Stück aus und ich wusste, dass sie zu ihren Eltern wollte. Aber sollte ich mitgehen? Ich wusste es nicht. Ich wusste weder ob Ally das wollte, noch ob ich es selbst wollte. Denn wenn ich Allys Eltern sehen würde, dann würde ich auch Lexi sehen und ich wusste nicht, ob ich das schaffen würde. Außerdem sah ich nun wirklich nicht wie der vorzeige Schwiegersohn aus. Meine eine Gesichtshälfte war blau und angeschwollen, sollte ich so vor sie treten?

Ich stand auf und klopfte mir die Erde von den Knien. "Möchtest du mitkommen?", fragte ich ihn, ich zwang ihn dazu nicht. Außerdem wusste ich nicht, ob Alexis da war oder nicht. Wer wusste wie es laufen würde, wenn sie sich sehen würden? Es würde seine Entscheidung bleiben, meine hatte ich schließlich schon getroffen. "Wenn du nicht willst, kann ich das verstehen. Dann geh ich alleine dort hin...", meinte ich zweifelnd. Alexis würde Jayce sicher sehen wollen, auch wenn es nur für eine Sekunde war. Sie hatte immer davon geträumt ihn noch einmal umarmen zu können. Und meine Eltern? Sie würden ihn sicher auch kennenlernen wollen, aber sicher würde sich Jayce mit den Verletzungen im Gesicht schämen.
Ich wandte meinen Blick ab und sah die Felder entlang. Etwas weiter von uns entfernt, stand eine Person die uns zuwinkte. "Alessia! Huhu!", die Stimme schrie gegen den Wind an und kam leise bei uns an.
Ich konzentrierte mich auf die Person und merkte, dass es eine Frau war. Es war nicht nur irgendeine, es war meine Mutter. Was ein wirklich glücklicher Zufall.
"Mom.", meinte ich mit einem breiten Lächeln auf den Lippen und ging ein paar Schritte nach vorne. Ich musterte sie. Sie hatte lange blonde Haare, blaue Augen, war ein paar Zentimeter größer als ich. Sie war so schön aus meiner Sicht, als Kind wollte ich immer so sein wie sie.
Meine Mutter kam auf mich zu und ich kam ihr entgegen, dann fielen wir uns in die Arme und ich vergrub mich fast in dieser Umarmung. In dieser so vertrauten Umarmung, welche ich so vermisst hatte obwohl erst wenige Tage seit unserem letzten Treffen vergangen sind. "Alessia, sei nicht so unhöflich und stell mir doch mal deine Begleitung vor.",sagte meine Mutter tadelnd zu mir, aber ihr Ton war freundlich. "Mom, das ist der Bruder von Alexis. Er heißt Jayce.", sagte ich und ging ein paar Schritte weg von ihr. "Jayce, das ist meine Mutter." Es war wirklich ein sehr außergewöhnlicher Zufall meine Mutter hier zu treffen, besonders wenn man gerade an sie gedacht hatte.
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"Ich weiß nicht", sagte ich und schluckte. Natürlich lag diese Entscheidung bei mir, aber ich wusste es einfach nicht. Ich wüsste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Aber meine Entscheidung wurde mir abgenommen. Auf der anderen Seite des Feldes stand eine Frau. Sie ließ ihre Arme schwingen und versuchte unsere oder zumindest Allys Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Es war Allys Mutter. Sie sah wirklich gut aus und man erkannte, woher Ally ihre Schönheit hatte. Auch sie hatte blondes Haar und ihre blauen Augen strahlten uns freundlich entgegen. Ich sah das breite Lächeln in Allys Gesicht und es freute mich zu sehen, wie sehr sie die Umarmung ihrer Mutter genoss. Allys Mutter war diejenige, die die Umarmung löste und Ally stellte uns einander vor.
Ich ging auf Allys Mutter zu und reichte ihr die Hand. "Es freut mich sehr Sie kennen zu lernen. Entschuldigen Sie meine... naja, mein Aussehen, es gab einen kleinen Unfall", sagte ich und lächelte sie freundlich an, in der Hoffnung, dass ich nicht zu gruselig aussah.

Meine Mutter nahm die Hand an und erwiderte sein Lächeln. "Die Freude ist ganz meinerseits.", sagte sie erst und machte eine kurze, jedoch höfliche Pause. "Ach, ich bin so einiges durch Alessia und ihren Bruder gewohnt. Mich schreckt gar nichts mehr ab. Außerdem, ist es ja am heilen." Meine Mutter zog, nachdem sie sich die Hände geschüttelt haben, die Hand weg und sah dann zu mir. "Was macht ihr Beide denn hier?", fragte sie an mich gewandt. "Wir haben hier etwas untergebracht.", sagte ich ohne Details preiszugeben. Sie nickte nur, dann strich sie sich durch ihr glänzendes blondes Haar. "Müsst ihr schon gehen oder wollt ihr vielleicht nicht für einen Tee bleiben?" Sie musterte Jayce genau, sie wusste ja, dass er ein Ken war. Trotz der Ferox Kleidung. "Oder vielleicht einen Kaffee?"
Auch ich sah zu Jayce, er hatte noch immer die Entscheidung ob er bleiben wollte oder nicht. Er musste es nicht, ich zwang ihn zu nichts und meine Mutter ebenso nicht. Natürlich wäre es schön wenn er sich dafür entscheiden würde, doch niemand würde ihm eine andere Entscheidung übel nehmen solang er das tat, was sein Herz ihm sagte.
Vorsichtig ging ich zu Jayce und drückte kurz seine Hand, dann lächelte ich ihm zu.

Ich musste etwas lächeln, als Allys Mutter so über Ally und Alessandro sprach. Nachdem wir uns die Hände geschüttelt hatten, zog ich ebenfalls meine Hand wieder ein und blickte zwischen Ally und ihrer Mutter hin und her, als sie miteinander sprachen.
Mir war schon jetzt bewusst, dass wir mit ihr gehen würden. Jetzt abzulehnen gehörte sich nicht und das wollte ich auch nicht. Ich lächelte, als sie einen Kaffee vorschlug. "Keine Umstände für mich, aber ja, gerne", sagte ich und blickte Ally an, die zu mir gekommen war und meine Hand drückte. Mein Herz schlug schnell und ich wusste, dass es noch viel schneller schlagen würde, wenn wir bei ihnen zu Hause sein würden.
Wir gingen gemeinsam über das weite Feld und mussten noch ein Stück laufen, bis wir bei den ersten Häusern ankamen. Ich hielt Allys Hand fest, achtetet jedoch darauf sie nicht zu zerdrücken, auch, wenn ich sehr nervös war. Allys Mutter ging vor und öffnete die Tür eines einfachen Hauses, welches ich aus Allys und Alessandros Angstlandschaften kannte.

Wir liefen zusammen los, meine Mutter ging vor und wir folgten ihr. Beruhigend strich ich mit meinem Daumen über den Handrücken von Jayce und lächelte ihm zu.
Wir entdeckten die erste Häuserreihe, doch wir waren noch nicht an unserem Ziel, da das Haus relativ weit hinten lag. So durchquerten wir das Wohnviertel, begegneten jedoch niemandem. Alle würden Arbeiten oder Zuhause Essen. Es war um diese Zeit nicht ungewöhnlich mal niemanden anzutreffen, obwohl es auch kein Problem gegeben hätte wenn alle Amite auf den Straßen gewesen wären. Sie waren nett, auch zu Ferox. Eigentlich ja zu jedem.
Meine Mutter öffnete die Tür als wir da waren und ließ Jayce und mich hinein, dann folgte sie uns. Als wir den großen offenen Flur betraten, fühlte ich mich gleich heimisch. Bei meinem letzten Besuch hatte ich gar nicht auf die Einrichtung geachtet, doch jetzt umso mehr. Ich bemerkte die vielen Fotos von Alessandro und mir an den Wänden, sie zeigten wie wir aufgewachsen sind. Es gab von jedem Jahr mindestens eines und es war immer perfekt geschossen. Es hielt einen Augenblick der Harmonie fest.
"Schatz? Ich bin zurück.", meine Mutter schloss die Tür hinter sich und ging an uns vorbei Richtung Küche. Doch ich folgte ihr nicht sondern sah Jayce an, welcher noch immer meine Hand drückte. "Bist du etwas aufgeregt?", fragte ich ihn leise und musste lächeln. Ob Alexis da war? Ich wusste es nicht, doch wir würden es erfahren wenn wir ins Wohnzimmer gehen würden. Es war einfach unmöglich, dass sie in meinem alten Zimmer war. Sie schlief dort nur und machte sich dann an die Arbeit, abends würde sie entweder Freunde besuchen, eine Feier der Amite oder mit meinen Eltern reden.

Als wir das Haus betraten war ich ziemlich beeindruckt. Es war einfach ganz anders, als das, was ich kannte. Natürlich war das bei den Ferox auch so gewesen, aber das hier war noch einmal ganz anders. Es war so gemütlich. Dieser ländliche Charm fing einen direkt ein.
Der Flur war gespickt mit Fotos von Ally und Alessandro. Soetwas kannte ich nicht. Wenn man bei meinen Eltern das Haus betrat, sah man keine Fotos. Es war alles steril und gradlinig, nichts ließ darin auf Kinder schließen. Ich betrachtete die Fotos nach einander für ein paar Augenblicke. Es war wirklich schön Bilder von der kleinen Ally zu sehen und ich musste automatisch lächeln.
Allys Mutter ging durch den Flur in einen anderen Raum. Wohin sie ging, wusste ich nicht, aber ich wollte auch nicht fragen. Als sie fort war, lächelte Ally mich an und fragte, ob ich nervös sei.
Ich blickte sie an und nickte. "Ja... ein bisschen, aber die Fotos lenken mich etwas ab", sagte ich und lächelte.

Ich musste lächeln, er sah sich die Fotos von Alessandro und mir genau an. Sie waren nach Datum geordnet und ließen uns glücklich wirken. Wie waren zu den Augenblicken auch immer glücklich gewesen. Ich stellte mich neben Jayce und sah das selbe Foto an, welches er sich gerade betrachtete. Wir waren ungefähr sechs Jahre alt, Alessandro und ich waren auf einen Baum geklettert. Er saß auf einem Ast und ich ließ mich kopfüber herunterbaumeln. Wir sahen uns so ähnlich, auch wenn ich längere Haare hatte als er. Wir hatten das selbe Lachen, die selben Augen und eine identische Haarfarbe. Außerdem hatten wir vom Lachen die selben rosa Pausbäckchen. Es wirkte fast so, als ob wir richtige Amite wären. In unserer bunten Kleidung, unser Lachen und unsere hellblonden Haare, welche fast nur bei den Amite vorkamen, deuteten darauf hin. Doch das waren wir nie, wir würden es auch nie sein. Obwohl wir uns anfänglich wie Amite verhalten hatten. "Als Kinder waren Sandro und ich wie Amite, unsere Neigung zu den Ferox hat sich erst später entwickelt.", sagte ich und legte den Kopf schief. Wir gingen weiter und sahen uns jedes Bild genau an. Am letzten Bild angekommen waren wir zu dritt. Alexis, Sandro und ich. Es war in der Woche bevor wir die Fraktion gewechselt hatten, wir sahen trotzdem alle glücklich aus.
Alexis und ich hatten uns in den Armen, Sandro stand hinter uns und hatte die Arme ebenfalls um uns gelegt. Es war komisch, sich dieses Bild anzusehen. Es war erst wenige Wochen alt und trotzdem hatte sich wirklich alles verändert.
"Komm mit...", meinte ich leise und führte Jayce den Gang entlang. Ich ging zuerst ins Wohnzimmer um zu schauen ob Alexis da war. Ich hielt Jayce hinter mir, er konnte zwar hinein schauen doch Alexis würde ihn nicht sehen können.
Ich sah mich um und da saß sie. Sie zeichnete gerade etwas, doch aus der Ferne konnte ich nicht erkennen was es darstellen sollte. Ich ging einen Schritt vor und Alexis drehte sich um, da sie meine Schritte gehört hatte. "Ally!", Alexis sprang auf und rannte zu mir. Ihr erst angespanntes Gesicht vom Zeichnen war verflogen, jetzt lächelte sie überglücklich und umarmte mich so fest wie sie konnte. "Hey.", vorsichtig erwiderte ich die Umarmung, es war zu einem ungewohnten Gefühl geworden von ihr umarmt zu werden. Früher war es selbstverständlich, doch jetzt war es einfach nur merkwürdig so viel Liebe geschenkt zu bekommen. "Ich hab dir wen mitgebracht.", flüsterte ich ihr ins Ohr und löste mich aus ihrer Umarmung. Sie wusste genau wen ich gemeint hatte und wandte ihren Blick zum Flur. "Jayce?", fragte sie ganz leise, sie biss sich nervös auf die Lippe. Es war ihr sehnlichster Wunsch gewesen ihn noch mal zu sehen. Sie wollte nie etwas anderes wie ihren Bruder einmal umarmen zu können, ihm zu sagen wie sehr sie ihn vermisst hatte und es ihr egal war, dass er ein Ken war.

Wir schauten uns noch dir restlichen Fotos an. Das letzte Bild zeigte Ally, Alessandro und Alexis. Sie hatte sich in den Jahren kaum verändert. Sie war noch immer sehr hübsch. Ihre Augen strahlten sogar auf dem Foto und sie wirkte glücklicher denn je. Sie war hier glücklich, das wusste ich.
Ich folgte Ally den Gang entlang und sie öffnete eine Tür. Ich stand hinter ihr. Kaum hatte sie die Tür geöffnet, erklang auch schon die Stimme meiner kleinen Schwester. Ich schluckte und mein Herz fing so schnell an zu rasen. Alexis war zu Ally gelaufen und umarmte sie und ich hatte Mühe meine Gedanken zu sortieren. Doch ehe ich einen klaren Gedanken fassen konnte, hörte ich Lexis leises Fragen.
Sie kam langsam auf mich zu und war mindestens genauso nervös, wie ich. Sie biss auf ihre Lippe, wie sie es immer getan hatte, wenn sie nervös war. "Hey Lexi", sagte ich leise und fuhr mir nervös durch mein strubbeliges Haar. Wir standen uns einen Augenblick lang gegenüber, bis sie mir um den Hals fiel und freudig zu schluchzen begann. Ich lies meine Arme sinken und strich ihr vorsichtig über den Rücken.

Sie waren wirklich süß zusammen, Bruder und Schwester. "Ich hab dich so vermisst.",nuschelte Alexis und ließ gar nicht mehr von ihm ab. Sie haben sich seit zwei Jahren nicht mehr gesehen, doch wenn man vom dem schluchzen von Alexis absah, hätte man denken können, dass der letzte Treff gar nicht so lange her war. Die Vertrautheit bestand anscheinend noch immer und es war schön es zu sehen.
Vorsichtig drehte ich mich um und ging leise in die Küche, sie sollten alleine miteinander sprechen und ich wollte zu meinem Vater.
In der Küche angekommen, sah mich mein Vater lächelnd an. "Hey mein kleiner Sonnenschein.",meinte er und schloss mich in seine Arme. Hätte mein Vater nicht die typische Klamotten der Amite an, hätte er auch gut ein Ferox sein können. Er war sehr muskulös und breit gebaut, hatte harte Gesichtszüge und eine tiefe Stimme. Doch er war freundlich und immer glücklich, nicht aggressiv und rachsüchtig. "Hallo Dad.",sagte ich und legte meinen Kopf an sein gelbes Hemd. Er roch gut, wie er es immer tat und wie ich es auch immer kannte.

Ich wusste nicht, wie ich ich verhalten sollte. Ich war nie der Typ, der seine Gefühle so zeigen konnte, Lexi hingegen schon. Sie schämte sich nicht ihre Gefühle anderen zu offenbaren und das war, so fand ich, sogar gut, aber ich konnte es mir einfach nicht aneignen.
"Es tut mir leid...", sagte ich leise und sie schaute mich an. Ihre Augen waren groß und feucht von Tränen, die über ihre rosigen Wangen liefen. Sie schüttelte den Kopf. "Dir muss nichts leid tun, JJ", sagte Lexi leise. "Doch... ich habe bei meiner Wahl nicht nachgedacht, ich habe nicht an dich gedacht", sagte ich und strich sanft über ihre Wange, um ihre Tränen zu trocknen. "Es war richtig, du warst unglücklich und niemand hat deine Talente erkannt....trotzdem hast du mir so sehr gefehlt", sagte Lexi und lächelte mich leicht an. Ich nickte. "Du hast mir auch gefehlt", sagte ich und trocknete nun auch die Tränen auf ihrer anderen Wange.
"Was ist mit dir passiert?", fragte sie dann und ihre Fingerspitzen berührten sanft mein angeschwollenes Jochbein. "Ein... kleiner Unfall", sagte ich und lächelte. Lexi zog die Augenbrauen hoch. "Okay, okay, kein Unfall, nur ein eifersüchtiger Initiant, nachdem er erfahren hat, dass Ally und ich...", sagte ich und kratzte mich am Hinterkopf. Lexi grinste.

"Hilfst du mir?", Dad löste sich von mir und lächelte mich glücklich an. Ich nickte und gefüllte den Wasserkocher. Ich stellte ihn an und schnappte mir dann mehrere Tasse aus dem Schrank und holte Teebeutel hervor.
Während das Wasser heiß wurde, kochte ich eine kleine Kanne Kaffee und holte eine weitere Tasse hervor. Der Wasserkocher piepste und ich goss das kochende Wasser in die Tassen. Dann stellte ich alles auf ein Tablett und sah zu meinem Vater. "Alexis hat vorhin Kekse gebacken, sie wusste, dass du vorbeischauen würdest und sie weiß ebenso, dass du ihre Kekse liebst.", erklärte mir mein Vater und holte eine Keksdose hervor. Ich reichte ihm einen Teller und er legte ein paar Kekse darauf. Es waren helle Kekse mit Schokoladenstücke und auch normale Schokoladenkekse. Meine Mutter hatte Alexis alles mögliche beigebracht was ich nie lernen wollte, ich hätte es eh nie gebraucht. Meine Mutter liebte Alexis fast so sehr wie eine Tochter und war glücklich, dass ich Alexis hier her gebracht hatte. Natürlich würde mich meine Mutter nie eintauschen, doch sie war erleichtert, dass Alexis hier lebte. Sie ersetzte Sandro und mich ein bisschen.
Ich riss mich selbst aus den Gedanken und füllte den Kaffee in eine schöne Kanne und stellte die dazugehörige Tasse mit der Kanne auf das Tablett. Mein Vater nahm es sich dann und brachte es in das Wohnzimmer. Ich folgte ihm und sah zu Jayce und Alexis. "Danke Ally.", meinte sie glücklich. "Für meine Schwester tue ich alles.", gab ich grinsend zurück und Alexis musste kichern.
Mein Vater räusperte sich lächelnd und machte so auf sich aufmerksam. "Dad. Ich hab dir noch gar nicht meinen Bruder vorgestellt.", fing Alexis an und ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Es klang zu komisch, dass sie meinen Vater Dad nannte und ihm, ihren Bruder vorstellte. Doch Alexis hatte sich gut hier eingelebt. Sie hatte eine neue Familie hier gefunden, eine Erweiterung sozusagen. Einen neuen Bruder und eine Schwester die sie sich immer gewünscht hatte. Außerdem zwei Eltern, die sie so liebten wie sie war. Die mit ihrer übertriebenen Fröhlichkeit zurecht kamen. "Dad, das ist Jayce. Jayce das ist der Vater von Alessia. Er heißt Chase.", sagte Alexis fröhlich. Mein Vater lächelte ihn an und reichte ihm die Hand. "Freut mich dich kennenzulernen. Was ist denn mit deinem Gesicht passiert?", fragte mein Vater ihn.

Die Tür ging auf und ein Mann kam mit einem Tablett herein. Ally folgte ihm. Natürlich war mir klar, dass es Allys Vater war und man konnte auch Ähnlichkeit zwischen den beiden erkennen. Er sah sehr freundlich aus und räusperte sich, als Ally und Lexi redeten und herumwitzelten. Dann stellte Lexi uns gegenseitig vor. Es war schon komisch zu hören, dass sie ihn Dad nannte. Immerhin war sie meine Schwester und ich kannte diesen Mann nicht, aber anderer seits konnte ich es schon verstehen. Immerhin fühlte sie sich hier unglaublich wohl und gehörte quasi zur Familie. Sie wurde hier akzeptiert, wie sie war. Unsere Eltern hingegen haben immer versucht uns umzupolen.
Ich schüttelte Chases Hand, als er mir diese hinhielt und lächelte. "Die Freude ist ganz meinerseits", sagte ich und lächelte. Ich zog meine Hand zurück, nachdem wir sie gegenseitig geschüttelt hatten. "Nun ja, es gibt jemanden, der nicht sehr erfreut darüber ist, mich an der Seite Ihrer Tochter zu sehen", sagte ich und blickte zu Ally. "Und es tut mir leid, dass Sie mich so sehen müssen", fügte ich hinzu.

"Es war Ian.", erklärte ich meinem Vater und er sah mich kopfschüttelnd an. "Ich auch nicht.", klinkte sich Alexis in das Gespräch ein. Dann sah sie zu Jayce und wusste, dass sie sich erklären musste. "Er ist eigentlich mal ein Freund von Sandro gewesen und dieser hielt es für eine gute Idee, Ally mit Ian zu verkuppeln.", sie stieß einen Seufzer aus. "Es war eine unglaublich dumme Idee, aber Sandro war begeistert von seiner Idee. Und Ian war begeistert von Ally. Sie haben ein paar Mal etwas unternommen, obwohl er ein Ferox war und sie eine Amite. Er hat es nie verkraftet, dass Ally keine Interesse an ihm hatte. Aber ich hab schon von Anfang an gemeint, dass ihr beide perfekt zusammenpasst.", Alexis Grinsen wurde größer und meine Wangen färbten sich leicht rosa. Doch ich ließ mich von ihrer Fröhlichkeit anstecken.
"Isabella? Der Tee ist fertig, komm ins Wohnzimmer.", rief mein Vater zu meiner Mutter und ließ sich auf den Sessel fallen. Alexis, Jayce und ich setzten uns auf das große Sofa und ich lehnte mich leicht an ihn. "Ihr seht so süß zusammen aus. Wirklich, ihr passt so gut zusammen.", quiekte Alexis, sie war Stolz auf ihrer Prophezeiung, dass wir ein schönes Paar abgeben würden. "Hm...da geb ich dir ausnahmsweise mal Recht.", erwiderte ich.

Was ich nun hörte missfiel mir. Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass Ally und Ian sich schon vor der Initiation kannten und schon gar nicht hatte ich gewusst, dass sie sich auch schon getroffen hatten und Alessandro die zwei zusammen bringen wollte. Ich wusste, dass Ally nichts dafür konnte, sie hätte mir zwar davon erzählen können, aber sie hatte wohl ihre Gründe, warum sie dies nicht getan hatte.
Wir setzten uns. Ich saß zwischen Ally und Lexi auf einem gemütlichen großen Sofa und Ally lehnte sich leicht an mich.
Ich lächelte, als Lexi begeistert feststellte, dass wir ein süßes Paar abgaben und Küsste Ally sanft auf ihr blondes weiches Haar. Noch immer wusste ich nicht wirklich, wie ich mich hier verhalten sollte. Es war so ein komisches Gefühl inmitten dieser Menschen zu sitzen, die sich untereinander perfekt kannten. Unter ihnen meine eigene Schwester und meine große Liebe.

"Deine Menschenkenntnis ist erstaunlich, Alexis.", meine Mutter kam zu uns und setzte sich in den zweiten Sessel. Sie goss in die noch leere Tasse den Kaffee und stellte sie auf den Tisch, genau vor Jayce. Dann verteilte sie die Teetassen unter uns und stellte den Teller mit den Keksen auf den Tisch.
"Wieso seid ihr eigentlich hier?", fragte mein Vater interessiert, doch bevor ich antworten konnte kam mir meine Mutter zuvor: "Sie waren auf den Feldern und haben dort etwas hingebracht." Erklärte sie und nippte dann an ihrer Teetasse. "Das auch, aber wir sind auch aus einem anderen Grund hier.", begann ich und sah zwischen meinen Eltern hin und her. "Wir werden morgen gehen, nach dem Abschlusstest." Mein Vater sah mich eindringlich an, er wusste genau um was es ging. "Ich hoffe, dass ihr es hinter dem Zaun schafft...", er sprach nicht weiter.
"Was geht hier vor sich?", Alexis sah uns fragend an. "Ihr geht hinter den Zaun? Was wollt ihr dort?" Ich war mir nicht sicher, was ich ihr sagen sollte. Meine Eltern wussten, dass dies ein Abschied war. Doch Alexis wusste es nicht, sie wusste nicht, dass wir gehen würden und wahrscheinlich nie zurückkehren würden. Hilflos sah ich zu Jayce, was sollten wir ihr erzählen und was nicht? Ihre Gefühle würden ihr sicherlich durchgehen und sie wäre nicht mehr zu halten. So traurig und gleichzeitig wütend wollte ich sie nicht sehen.

"Danke", sagte ich, als Isabella mir eine Kaffeetasse auf den Tisch stellte. Ich nahm sie und trank einen Schluck. Ich hielt sie weiter in meinen Händen, während Allys Eltern und Ally sprachen. Ally sagte, was wir vorhatten. Ihre Eltern schienen bescheid zu wissen, aber Lexi war ziemlich verwirrt.
Ich hatte erwartet, dass sie alle drei das letzte mal darauf vorbereitet hatte, dass wir gehen würden. Da hatte ich mich wohl verschätzt. Ich stellte die Tasse zurück auf den Tisch. "Wir werden gehen. Wir müssen die Stadt verlassen. Die Ken haben vor die Altruan zu stürzen und werden dafür die Ferox benutzen. Nach der Abschlussprüfung werden die Ferox einen Transmitter bekommen, der sie empfänglich für Befehle machen wird. Es gibt allerdings noch Unklarheiten. Bei einigen werden diese Transmitter nicht wirken. Unbestimmte werden von der Wirkung nicht betroffen sein. Aber Jeanine hat auch noch etwas anderes vor und das hat mit Ally zutun. Sie ist in Gefahr. Jeanine wird nichts gegen die Altruan unternehmen, ehe sie nicht ihren ersten Plan abgeschlossen hat und dafür braucht sie Ally. Wir haben bereits alles vorbereitet. Es ist zu gefährlich für Ally zu bleiben und ich werde sie nicht allein lassen", sagte ich tonlos. Erst jetzt wurde mir alles tatsächlich bewusst. Was wenn Jeanine doch die Altraun angreifen würde, ehe sie Ally hatte? Niemand würde sie davon abhalten. Konnten wir das verantworten? Aber konnte ich es verantworten nicht zu gehen und Ally damit in Gefahr zu bringen?

"Mom und Dad hatten doch etwas von besonderen Kindern erzählt, als ich das letzte Mal hier war. Es gibt noch mehr von dieser Sorte, sie verstecken sich in jeder Fraktion und sind alle Initianten. Ian ist auch einer. Das bedeutet, ich bin doch nicht so wichtig da sie noch Ausweichpläne hat.", erklärte ich Alexis, nachdem Jayce fertig war. "Du redest von den Leuten, die sich wie Unbestimmte verhalten aber keine sind?", fragte sie mich und ich nickte. "Wir schlagen auch auf die Transmitter an, nur wirken sie nicht allzu stark. Es wird ein stärkeres Mittel für solche Leute geben um sie zu kontrollieren."
Ich sah zu Jayce, er war vollkommen in Gedanken versunken, sah aber besorgt aus. Vorsichtig strich ich mit meinen Fingerspitzen über seinen Arm und musterte ihn eindringlich. "Was ist los? Du siehst wirklich besorgt aus...", fragte ich ihn leise, sodass uns niemand hören konnte. Meine Eltern redeten über die Ferox, doch ich ignorierte ihr Gespräch und konzentrierte mich vollkommen auf ihn und seine Sorgen. Irgendwas stimmte nicht und ich wollte wissen was es war.

"Ich weiß nicht... aber...wenn Jeanine Ian in die Finger bekommt und so das bekommt, was sie will... wenn sie dann die Altruan angreift... Die Ferox werden einen Krieg beginnen, den sie nicht beginnen wollen. Und wir.... fliehen davor...ich weiß einfach nicht... ich meine.... ist das richtig?", warum hatte ich nicht früher daran gedacht? Warum kamen mir diese Zweifel erst jetzt? Und warum musste ich damit jetzt auch noch Ally verunsichern?
Am liebsten wäre ich aufgestanden und an die frische Luft gegangen. Ich brauchte einen klaren Kopf und den hatte ich jetzt so ganz und gar nicht. Es war so viel auf einmal.
Ich saß hier bei Allys Eltern und direkt neben meiner Schwester, die ich seit 2 Jahren nicht mehr gesehen hatte. Wir waren hier um uns zu verabschieden und jetzt, gerade jetzt kamen mir die Zweifel!

Ich seufzte und dachte nach, mir waren die Gedanken auch schon mal gekommen. Ich stand auf und nahm seine Hand. "Wir sind gleich wieder da.", sagte ich zu meinen Eltern und Alexis, ich zog Jayce hinter mir her. Wir traten durch eine große Glastür und gelangten so in den Garten. "Glaubst du es wäre schlau, hier zu bleiben? Ich hatte den Gedanken auch schon, aber ich weiß nicht. Ich will die Altruan natürlich retten, aber ich will auch meine Eltern und Alexis retten. Können wir wirklich jedem helfen?", ich setzte mich auf einen Gartenstuhl und senkte den Blick. "Wir können hierbleiben wenn du möchtest, doch dann wird sich Jeanine nicht Ian schnappen wollen. Er ist schließlich schlechter als ich, auch Chris genügt ihren Ansprüchen nicht. Ich glaube, dass ich die meiste Kompatibilität mit den Fraktionen zeigen, ich pass zu vielen." Es war so, ich wies zu viele Merkmale auf und das konnte ich nicht gut heißen. Was war richtig und was war falsch?
"Bitte sag mir, ob du die Waffe auf mich richtigen kannst, wenn ich von Jeanine kontrolliert werde? Kannst du mich ausschalten um tausende Menschen zu retten?", fragte ich leise, ich war mir nicht sicher ob er mich hören konnte. Es war alles sehr komisch für mich, doch es war die naheliegendste Frage für mich. Diesen Job sollte Jayce erledigen, nicht Four oder sonst wer. Ich wollte sogar, dass wenn der gesetzte Fall passierte, er mich niederschoss. Ich will nicht für den Tod von unschuldigen Menschen verantwortlich sein...aber das wäre ich auch, wenn ich einfach so gehen würde. Wenn wir alle uns hinter dem Zaun verkriechen würden.

Ally zog mich mit sich nach draußen. Nicht nur mir schossen diese Fragen durch den Kopf. Natürlich nicht. Aber warum kamen sie mir erst jetzt? Ich hatte nie wirklich darüber nachgedacht, was passieren würde, wenn Jeanine einen der Initianten bekommen würde. Natürlich würde sie am liebsten Ally haben, aber auch mit anderen ließ sie sich nicht von ihrem Plan abbringen lassen. Ich hatte einfach nur an uns gedacht, an unsere Sicherheit, aber konnten wir das verantworten?
"Wir müssen es zumindest versuchen. Wenn wir fliehen, dann lassen wir alle im Stich", sagte ich und lief auf und ab, wie ich es immer tat, wenn ich nachdachte und nervös war. Ich blieb jedoch stehen, als Ally mir ihre letzte Frage stellte. Ich schüttelte entrüstet den Kopf. "Nein und das wird auch sonst keiner tun, Ally. Ich werde nicht zulassen, dass sie dich bekommt", sagte ich und blickte in Allys Augen. "Niemals. Ich will nicht, dass andere Leute sterben, aber ich werde dich beschützen, ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert oder sonst was. Wir müssen nur sehen, dass wir das Serum umgehen, das bekommen wir schon hin. Bei Four wird es ohnehin nicht wirken und wir werden herausfinden, wo die Kontrollzentrale ist. Wir schaffen das, Ally", sagte ich.

Ich starrte ihn kopfschüttelnd an, es würde nicht so laufen wie er es sich vorstellte. Nein, das würde nicht passieren. "Du bist ein Ken, ich eine Ferox. Dieser Plan ist zum Scheitern verurteilt und das sollte dir klar sein.", ich machte eine Pause und zog meine Beine an meinen Körper, dann wandte ich den Blick von Jayce ab und sah auf meine Knie.
"Wenn wir morgen nicht gehen, was ist meine Aufgabe? Ich kann nicht deine Rückendeckung sein, ich wäre zu nah an Jeanine und sie werden mich ja wohl kaum in die Nähe des Kontrollzentrums lassen. Und wenn ich zu den Altruan gehe und sie beschütze? Dann wirst du auf Bildschirmen sehen wie ich Leute umbringe. Wenn wir die Altruan beschützen wollen und du noch nicht am Kontrollzentrum bist, dann müssen Nici, Four, Alessandro und ich Ferox erschießen.", ich seufzte. Wo gehörten wir überhaupt hin? Wir lehnten uns gegen die ganze Gesellschaft auf, nach diesem Krieg würden wir trotzdem abhauen müssen. Hier konnten wir nicht bleiben, hier wollte ich auch nicht sein. "Falls wir das überleben, dann geh ich aber danach. Ich halte es keine Sekunde länger in dieser Stadt aus..."