"Was ist anders an denen", sagte ich und hoffte noch immer Antworten zu bekommen. Ich musste erfahren, wie ich die Simulation beenden konnte.
"Jeanine, ist es okay, wenn ich... naja, hier helfe? Ich meine die ganze Geschichte mit den Simulationen, das ist wirklich interessant.... ich würde gerne mehr helfen. Ich möchte alles darüber wissen. Wie funktionieren sie genau, wie werden die unterschiedlichen Transmitter gesteuert, könnten sie zerstört werden? Können sie sich dagegen wehren?", die Fragen sprudelten aus mir heraus. Jeanine wusste, dass ich wissbegierig war, sie sollte spüren, wie neugierig ich war, dass ich ihr helfen wollte.
Ich blickte Ally, Ian und Chris hinterher, sie den Raum verließen und so dem Befehl von Jeanine direkt Folge leisteten.

Ich verbrachte die ganze Nacht bei Jeanine. Sie vertraute mir viel an und wies mich in die Kontrolle der Simulation ein. Eine BackUp-Konsole für Ally und die anderen beiden war im Hauptquartier der Ken, das hatte Jeanine ebenfalls anvertraut, wenn etwas mit den Konsolen hier bei den Ferox passiere würde. Sie vertraute mir voll und ganz. Spät Nachts ging ich in mein Zimmer, doch ich konnte nicht schlafen, zu viel war passiert. Irgendwann stand ich auf und suchte Four auf. Ich erklärte ihm, was passiert war.
"Also müssen wir das Kontrollzentrum hier bei den Ferox zerstören und zudem noch die Konsolen bei den Ken?", fragte er und lief auf und ab. Ich nickte:"Ja, so siehts aus."
Es klopfte an der Tür. Ehe wir etwas sagen konnten, wurde diese geöffnet und Nici kam herein. Schnell schloss sie diese hinter sich und schaute uns beide an.
"Und?", fragte Four. Es war an Nici gerichtet. Er wollte wissen, wie es mit Eric lief. Sie nickte, sah aber nicht sehr glücklich aus. "Er vertraut mir...", sagte Nici und biss sich auf die Unterlippe.
Wir brachten auch Nici auf den neusten Stand. "Ihr zwei müsst euch darum kümmern, dass das System hier zerstört wird, ich werde mich um die Konsolen bei den Ken kümmern. Ich kenne mich dort aus und komm überall hin", sagte ich schließlich und beide nickten.
Zunächst müssten wir jedoch die Abschlussprüfungen bei den anderen durchführen. Erst morgen früh würde Jeanine die Simulation starten.
Nici verließ uns wieder. Sie durfte nicht auffallen, Eric musste ihr weiterhin vertrauen.
Auch Four und ich gingen getrennte Wege. Es würde Jeanine auffallen, wenn ich bei ihm war.

Ich hatte mich wieder zu Jeanine begeben, die alles für die Injektionen vorbereitet hatte. Dann machten wir uns auf zu dem Raum, in dem die Abschlussprüfung der Initianten stattfand. Mittlerweile hatte ich wieder blaue Kleidung an. Ich stand an Jeanines Seite, als ein Initiant nach dem anderen hereingeholt wurde und seine Simulation durchlief.
Irgendwann kam Four mit Ally in den Raum. Ich schaute von Four zu Ally, die sich nun normal bewegte und ihre Augen waren nicht mehr leer. Jeanine hatte die Simulation zumindest für die Dauer der Prüfung gestoppt. Mein Herz raste und ich drückte Ally die Daumen. Wenn es auch weitaus wichtigere Sachen gab, so war ihr die Initiation doch immer sehr wichtig gewesen und sie sollte die auch bestehen.
Four führte Ally zu dem Stuhl in der Mitte des Raumes und gab ihr ein kleines Gläschen mit Serum, welches sie trinken sollte. Dann entfernte er sich von ihr.

Four holte mich ab, er legte mir die Hand auf den Rücken und musterte mich eindringlich. Er wusste davon, sicher hatte Jayce ihm etwas erzählt. Wir gingen in einen großen Raum welcher mit Menschen gefüllt war. Jeanine, Eric, Nici, Max und viele weitere. Dann sah ich zu Jayce, er hatte seine blaue Kleidung wieder an und musterte mich ebenso musterte.
Ich schenkte ihm einen entschuldigenden Blick bevor ich mich auf dem Sessel, in der Mitte des Raumes, niederließ. Four gab mir ein kleines Glas mit dem Serum, welches ich schnell trank und in Trance verfiel.
Alle meine Ängste spielten sich noch mal ab, ich durchlebte sie alle auf einmal. Gefasst löste ich jedoch alles und wachte auf, als auch meine schlimmste Angst zu Ende war. Four kam zu mir. "Gut gemacht.", murmelte er und half mir hoch.
Während er mich rausführte, lief mir eine Träne über die Wange und ich sah zu Jayce. Eine weitere Träne folgte, doch dann wandte ich meinen Blick von ihm ab und rückte ein paar Schritte von Four weg. Ich ertrug seine Nähe nicht und so wurden auch meine Schritte schneller, bis ich auf dem Flur stand und mich einfach fallen ließ. Ich weinte leise vor mich hin, ich wusste nicht wie lange ich da auf dem Boden saß. Doch als der letzte Initiant den Raum verließ, wurde das Programm wieder von jemandem eingeschaltet...
Gegen meinen Willen richtete ich mich und ging zur Grube. Einmal sollte ich mich da noch blicken lassen ehe ich wohl die Altruan umbringen würde. Alle hatten es geschafft und ich betrachtete die Liste, ich war auf dem ersten Platz. Was nützte er mir noch? Dieser Platz rettete mich nicht vor meinem Schicksal. "Stellt euch bitte in fünf Reihen auf, ihr werdet einen Aufspürer bekommen. Zu eurer eigenen Sicherheit.", rief Eric und alle taten was er sagte. Es war kein Aufspürer, das war mir klar. Ich stellte mich an die Wand und betrachtete das ganze Spektakel, schließlich musste ich mich ja nicht anstellen.

Ich beobachtete Allys Simulation genau. Die Ängste waren die gleichen geblieben, aber sie löste alles sehr gut und schnell. Four half ihr wieder auf und brachte sie nach draußen. Immer wieder wanderte sein Blick jedoch an die Seite, wo auch die Feroxanführer standen. Und neben Eric stand auch Nici. Er hatte einen Arm um sie gelegt und gerade, als ich herübersah, küsste er sie. Sie tat mir wirklich leid, denn ich wusste schließlich, dass sie Eric eigentlich hasste und nun musste sie seine Freundin spielen.
Four holte immer wieder die neuen Initianten herein, die alle nacheinander ihre Simulation durchlebten.
Als alle durch waren, verließen Nici und Eric den Raum in Richtung Grube. Nici hatte ihn vollkommen um den Finger gewickelt. Sie würde es hinbekommen, dass sie selbst, Zeke und Alessandro von den Transmittern verschont bleiben würden.
"Sehr gut", sagte Jeanine selbstzufrieden und lächelte.

Ich folgte Jeanine in den Kontrollraum. Es dauerte nicht lange, bis Ally, Chris und Ian kamen. Ich blickte Jeanine verwirrt an. Sie forderte einen Ken auf den dreien Waffen zu geben. Sie nahmen sie und standen einfach da, als Jeanine sich abwandte und zu den Konsolen ging. Ich ging ebenfalls zu ihr. "Wie lange sollen sie jetzt hier stehen? Die Mission startet doch erst morgen früh", fragte ich und versuchte möglichst entspannt zu wirken.
Jeanine lächelte mich an. "Du hast vollkommen recht, Jayce, aber ich möchte sie an die Waffen gewöhnen. Sie werden gleich einmal schießen. Wir haben hier einen eigenen Trainingsraum", sagte sie und lächelte.
Eric und Nici kamen in den Raum. Jeanine blickte auf und schaute von Eric zu Nici. Eindringlich musterte sie Nici. Ich schluckte. Würde sie etwas merken? Nici blieb dicht bei Eric. "Eric, haben alle die Transmitter bekommen?", fragte sie und schaute noch immer zu Nici. "Ja, es ist alles in Ordnung. Sie gehört zu uns", sagte er und legte einen Arm um Nici. Noch einen weiteren Moment beäugte Jeanine die hübsche Ferox und wandte schließlich ihren Blick ab.
"Alessia, Chris, Ian, geht durch die Tür", wies sie an. Auf der anderen Seite des Raumes war die besagte Tür, die wohl zum Trainingsraum führte.

Ich beobachtete gemeinsam mit den anderen auf dem Monitor, wie die drei den Trainingsraum betraten und sich umsahen. Mit ein paar Eingaben auf der Konsole entließ Jeanine Ally aus der Simulation. Ally bewegte sich direkt ganz anders, viel befreiter, jedoch musste sie wohl noch immer den Befehlen von Jeanine Folge leisten und so schoss sie perfekt mittig auf die Zielscheibe. Dann jedoch drehte sich Ally um und gab einen Schuss auf die Kamera ab. Der Monitor wurde schwarz. "Verdammtes Gör", knurrte Jeanine und tippte hastig in die Konsole ein, vermutlich um Allys Simulation wieder vollständig anzuschalten.
Nici hatte sich derweil mit Eric in eine Ecke begeben. Sie küssten sich. Eric hatte die Augen geschlossen und genoss den Moment, während Nici vorsichtig und unauffällig an ihm vorbeigriff. Hinter Eric langen einige Ampullen und ein kleines Injektionsgerät, was sie blitzschnell in ihrer Tasche verschwinden ließ.

Als Ally aus dem Raum kam, war Jeanine stocksauer und das lies sie sie spüren.
Ich hörte Nici nach Luft schnappen, als sie hörte, dass Jeanine Ally schon heute losschicken wollte. Ich schaute sie mahnend an, dass sie sich nicht verriet oder etwas unüberlegtes tat. Dann schaute ich Ally an. Sie hatte einen unglaublich starken Willen und auch jetzt konnte man die wahre Ally im Inneren dieser leeren Hülle erahnen. Aber dachte sie überhaupt noch nach? War es ihr egal, dass sie alles gefährdete? Ich wollte sie retten, natürlich, aber ich würde Zeit brauchen und diese nahm sie uns dadurch.
"Jeanine, denkst du nicht, dass das etwas überstürzt wäre? Ich meine es war doch alles für morgen früh angesetzt", sagte ich und blickte sie an, in der Hoffnung sie würde ihre Meinung ändern.

Jeanine hasste es von jemanden etwas anzunehmen, auch, wenn es von mir kam, aber ich hatte es geschafft. Sie ließ Ally sogar bei mir. Nachdem alle aus dem Raum gegangen waren, ging ich mit großen Schritten zur Konsole und tippte einige Dinge ein.
Ich stellte Allys Simulation aus. Jeanine hatte mir gezeigt, wie es ging, sie wusste ja nicht, dass sie das später noch bitter bereuen würde. Nachdem ich die Simulation gestoppt hatte, wandte ich mich wieder zu Ally und schaute sie eindringlich an.
Es waren einige Meter zwischen uns, doch es fühlte sich an, alsob eine riesige Kluft zwischen und war. In nur ein paar Stunden hatten wir uns so weit voneinander entfernt. Sie setzte plötzlich alles aufs Spiel - unseren Plan und damit das Leben vieler Menschen und auch ihr eigenes.
Noch heute abend hatten wir beschlossen zu kämpfen, wir wollten die Menschen nicht in Stich lassen und plötzlich war alles anders gewesen.

Er hatte meine Simulation ausgeschaltete, doch ich stand da wie versteinert. "Es tut mir leid.", sagte ich leise und ließ mich auf dem Boden nieder. Es war komisch, dass ich mich vor Jayce mehr fürchtete als vor allem anderen. Ich wollte nicht hören, dass ich ohne vorher nachzudenken handelte und mein Ausrastet von vorhin das Allerletzte war. Das wusste ich selbst, ich wollte es nicht von ihm hören. Ich wollte es von niemandem hören.
Die Situation zwischen ihm und mir hatte sich damit schlagartig verändert, wir arbeiteten wohl eher gegeneinander als miteinander. Natürlich stand ich nicht auf der Seite von Jeanine, aber ich gehörte auch nicht zu Jayce. Vielleicht war es gut so, es war alles zum scheitern verurteilt. Ein Ken und eine Ferox? Ein Traum der nie in Erfüllung gehen würde, dazu waren wir zu verschieden. Er würde über mich behauptet, dass mein Handeln total unverantwortlich war und ich nie nachdachte. Eine berechtigte Behauptung. Doch ich war eine Ferox, es war vorgesehen, dass ich so handelte. Dafür war ich mutiger als er, stürzte mich in waghalsige Sachen hinein. Das war meine Bestimmung und das komplette Gegenteil von seiner.
"Denk an das, was ich zuletzt zu dir gesagt habe.", ich flüsterte, es war so leise und ich wusste nicht ob er es überhaupt verstand. Ich hatte ihm, bevor wir in den Zug gesprungen waren, gesagt, dass egal was passierte, ich ihn immer lieben würde. In weniger als 24 Stunden kam es mir so vor, als ob wir uns gar nicht kannte. Es war so viel passiert, es würde noch mehr geschehen.

Ich schüttelte den Kopf. "Du hast mir gesagt, dass du mich liebst und keine Stunde später hast du alles aufgegeben, für das wir gemeinsam gekämpft haben. Du hast uns aufgegeben!", sagte ich und spürte, wie meine Augen anfingen zu brennen.
Sie hätte mir sagen können, dass sie das nicht mehr möchte, dass ich gehen soll, dass sie unsere Zukunft aufgegeben hatte, aber stattdessen hatte sie mich blindlings stehen lassen, war abgehauen und dadurch direkt in Jeanines Arme gerannt.
Und nun arbeitete sie gegen uns. Natürlich konnte sie sich denken, was wir vorhatten, aber es schien, alsob sie bereits alles aufgegeben hatte, alsob ihr mittlerweile alles egal war. Ich wandte mich von Ally ab, ich wollte nicht, dass sie sah, wie sich meine Augen mit Tränen füllten.

Mir war bewusst, dass er weinen würde. Aber mir war genauso bewusst, dass er sich von mir abgewandt hatte. Natürlich war mir zum weinen zumute, doch ich konnte jetzt nicht weinen. Falsche Zeit und falscher Ort.
Vorsichtig rappelte ich mich auf und sah zu Jayce. "So ist das also? Denke es ruhig weiter, rede es dir ewig ein. Wenn du damit zurecht kommst...", meinte ich neutral und ging Richtung Tür. Ich versuchte meine Wut zu überspielen, versuchte ihn daran nicht teilhaben zu lassen. Er sollte an gar nichts mehr teilhaben was ich tat.
"Stelle mich weiter als schlechter Mensch da, ich wollte vor euch hierbleiben. ich wollte kämpfen und ihr habt mich überredet mit euch zu gehen. Und jetzt habt ihr euch es anders überlegt...auf einmal bin ich die Böse für dich.", ich sah ihn verständnislos an. "Wir passen anscheinend doch nicht so super zusammen wie Alexis es immer gesagt hat." Ein kleine Träne kullerte trotz allem meine Wange hinunter. Ich wischte sie weg, doch die Spur davon blieb auf meiner Wange. Es schien mir so, als ob ich eher der Feind war als Jeanine. Wie bekamen das Unbestimmte hin? Sie passten nirgendwohin und trotzdem hatten sie ihren Platz gefunden. Doch wo war mein Platz, wenn er nicht an der Seite von Jayce war?
"Sieh mich an.", befahl ich ihm und wartete, bis ich ihm in die Augen sehen konnte. "Das hier ist mein Ernst. Ich hoffe wirklich, dass du glücklich wirst, dass du das überlebst und danach ein ganz normales Leben führen kannst bei deinen Freunden. Und ich weiß, dass du es schaffen wirst...das war mir von Anfang an klar. Ich bin nur unnötiger Ballast, den du jetzt los bist.", meine Stimme war sanfter geworden. "Und jetzt kümmere dich um diese unschuldigen Menschen, es ist richtig so. Und das hier war alles falsch, sonst würden wir uns ja nicht streiten."

"Ich habe niemals, niemals behauptet, dass du ein schlechter Mensch bist, Ally! Und das würde ich auch nie! Du bist alles, was mir wichtig ist! Ich wollte für UNS kämpfen! Mein Leben hatte durch dich einen Sinn", sagte ich und mein Hals war trocken.
Ich blickte sie an. Meine Augen brannten wie Feuer und mir war schlecht, speiübel sogar.
"Und wenn du das so sieht: okay. Ich wollte nichts mehr, als dich bei mir zu haben, ich wollte für immer bei dir sein und uns war beiden bewusst, dass es nicht einfach werden würde! Aber wir hatten entschieden zu kämpfen, du warst das einzige, wofür es für mich zu kämpfen lohnt. Ansonsten habe ich schon alles verloren", mein Magen verkrampfte sich und ich spürte einen schmerzenden Stich in meinem Herz. "Aber wenn du meinst, dass alles falsch war, nur, weil wir streiten....", meine Stimme brach. Ich wusste auch nicht, was ich sagen wollte. War es nicht in Beziehungen so, dass man sich auch mal stritt? War deswegen alles falsch gewesen?
"Aber wenn du mit uns bereits abgeschlossen hast...", sagte ich kaum hörbar und ich wusste auch nicht ob sie es hörte. Ich ging zu der Konsole und begann Codes einzugeben, die das System zumindest für einen Zeitraum lahmlegte. Das würde ich hinbekommen. Natürlich war das auf mich zurückzuverfolgen, aber ohne Ally war mir ohnehin alles egal.

Mit offenem Mund starrte ich ihn einfach nur an. Nachdem er anscheinend fertig war mit mir zureden, wandte er sich den Konsolen zu und tippte irgendwas ein. Mir war bewusst was er da tat und damit würde er sich umbringen. Er hatte vor, das System irgendwie außer Gefecht zu legen.
So schnell ich konnte rannte ich zu ihm und zog ihn von den Konsolen weg, ich riss ihn einfach davon los und drückte ihn gegen die Wand. "Bist du dumm? Das ist dein Todesurteil!", schrie ich ihn verzweifelt an, er konnte doch nicht so waghalsig mit seinem Leben umgehen.
Ich sah ihm in die Augen, in diese Augen hatte ich mich Hals über Kopf verliebt. Mir lief ein Träne die Wange hinunter, natürlich verhielt ich mich dumm...und ich liebte ihn noch immer. Ich konnte ihn das nicht tun lassen, das durfte er nicht tun. "Jayce, bitte...", flehte ich ihn an. "Es tut mir so leid...ich wollte nie so zu dir sein. Bitte mach dir keinen Ärger, ich will dich nicht verlieren."
Meine Mutter hatte immer gesagt, dass es okay war dumme Dinge zutun...man musste sie nur wieder gutmachen. Und man sollte um das kämpfen, was man liebte. Man sollte niemanden einfach so gehen lassen, besonders nicht den Mann, mit dem man seine Zukunft verbringen wollte. "Ich bin so dumm, aber lass es bitte. Dir darf nichts passieren!"

Noch bevor ich vollenden konnte, was ich vorhatte, riss Ally mich von der Konsole weg und drückte mich gegen die Wand. "Ich weiß", sagte ich tonlos, als sie feststellte, dass es mein Todesurteil war. Mir war vollkommen bewusst, was ich tat und welche Konsequenzen es hatte, aber ich hatte bereits alles verloren.
Meine Augen konnten die Tränen nicht mehr zurückhalten und auch über Allys Wange lief eine Träne. Wenn Ally mit uns abgeschlossen hatte, wenn sie ein Leben ohne mich führen wollte, dann würde ich sie nicht aufhalten. Nein, ich wollte ihr helfen. Sie hatte ihr ganzes Leben noch vor sich. Sie hatte ihre Familie und Freunde, sie konnte glücklich werden und das auch ohne mich.
"Ich will nicht ohne dich leben. Ich habe gesagt, ich werde alles für dich tun, ich werde mein Leben für dich geben, dann kannst du ein neues aufbauen. Ohne Gefahr, ein Leben, was du verdienst....ich würde es nicht verkraften dich zu verlieren", meine Stimme war brüchig und kaum hörbar.

Ich schüttelte den Kopf, nein das wollte ich nicht. Wenn er sich umbringen würde dadurch, würde ich ihm folgen. Ohne ihn hätte auch mein Leben keinen Sinn. Natürlich hatte ich Familie und Freunde, doch ich würde nicht mehr glücklich sein können. Ein Leben ohne ihn hatte keinen Sinn und war überhaupt nicht lebenswert.
Ich zog ihn zu mir runter und legte meine Stirn an seine. "Ich hab nicht mir dir abgeschlossen, nur mit unserem Leben. Aber nicht mit der Liebe zu dir, das könnte ich gar nicht.", sagte ich leise und sah ihm in die Augen. "Für was brauche ich ein neues Leben, wenn du nicht dabei bist? Es wäre ein trostloses Leben, ein Leben ohne Sinn und Zweck."
Vorsichtig legte ich meine Hand an seine Wange und strich ihm die Tränen weg, dann fuhr ich mit meinem Daumen die Konturen seiner Lippen nach. Wir hatten zwar kaum eine Möglichkeit, das zusammen zu überleben...doch was wären wir ohne einen Funken Hoffnung? Das wäre nicht menschlich...
Mit dem Transmitter unter meiner Haut und Jeanine an der Schaltzentral waren wir aufgeflogen. Außerdem würden morgen die Ferox unschuldige Altruan umbringen und jeder, der sich ihnen in den Weg stellte. Aber wir konnten es schaffen, wir mussten es. Wir hatten keine andere Wahl...

Ich brachte kein Wort mehr heraus. Natürlich hatte ich mir für uns beide ein anderes Leben gewünscht, hätte mir gewünscht, dass es leichter sein würde, dass wir in Frieden leben und zusammen alt werden konnten. Doch das war nicht für uns vorgesehen. Aber wir konnten nicht einfach aufgeben. Wir konnten unsere Liebe nicht einfach vergessen und aufgeben, es war nicht richtig, wir mussten kämpfen.
Ally strich mir sanft über die Wange und trocknete meine Tränen, dann ließ sie ihren Daumen über meine Lippen fahren. Ich blickte in ihre wunderschönen Augen, die von den Tränen gerötet waren. Dann lehnte ich mich zu ihr herunter und küsste sie sanft. Ich wusste, dass wir vorsichtig sein mussten, aber ich konnte in diesem Moment nicht anders, ich brauchte ihre Nähe in diesem Moment.
Langsam löste ich meine Lippen wieder von ihren und schaute sie an. Ich musste Ally in das einweihen, was wir vorhatten, denn auch das würde noch ziemlich gefährlich werden.

Der Kuss war verboten, doch musste einfach sein. Wir brauchten diesen kurzen Kuss, er hielt uns vielleicht am Leben - er zeigte uns wofür wir kämpften.
Als er sich von mir löste, wusste ich, dass er mich wohl gleich in die Pläne von ihnen einweihen würde. "Sicher, dass du mir das sagen willst? Jeanine kann mitbekommen was ich denke, sie bekommt alles aus mir heraus. Ich bin schon Risiko genug...", flüsterte ich und sah ihn eindringlich ein. Jeanine würde alles bekommen was sie wollte, ich war eine gute Schwachstelle und es wäre dumm, mir etwas zu erzählen. Wir würden darauf vertrauen müssen, dass ich nichts falsches tat. Und außerdem mussten wir schauen, dass Chris und Ian ebenfalls nichts dummes taten. Ich konnte nicht mehr für Jayce tun, als Chris und Ian von irgendwas abzuhalten. Außerdem könnte ich ein paar Ferox und Ken in Schach halten. Aber mir Details zu verraten, das würden sie alle bereuen.
Vorsichtig rückte ich von Jayce ab und sah mich in dem Raum um. Die Bildschirme flackerten und luden nur dazu ein, wieder die Simulation einzuschalten. Jayce würde es tun müssen und zwar bald, sonst würde es Jeanine auffallen.
Doch ich lebte in der Hoffnung, dass er sie morgen zerstören konnte. Nicht, dass ich später auf irgendwen losgehen, an dem mir etwas liegt. Außerdem wollte ich helfen, ich wollte kein unnötiges Problem darstellen.