Es dauerte nicht lang bis der schwarze Wagen des Sicherheitspersonals in die äußersten Randgebiete Chigagos vordrung und direkt neben Haylies Füßen hielt. Der Anblick welcher sich ihr bot, lies ihr ein kleines Schmunzeln auf die Lippen zaubern. Es war schon ein amüsanter Anblick ein auf hochglanz poliertes Fahrzeug, was sicher tausende Wert sein musste, in solch einer Gegend, in mitten von Ruinen und Fraktionslosen die nur darauf warteten anderen ihr Hab und Gut zu stehlen, zu schicken. Nachdem sich die rechte Hintertür geöffnet hatte, wurde Haylie, für ihre Begriffe etwas zu unsanft, in den Innenraum des Wagens gedrückt wo bereits ein weiterer, grimmig schauender, Wachmann auf sie zu warten schien, welcher seinen starren Blick nicht mehr von dem Mädchen richtete. Mit einem lauten Knall lies der Ferox die Tür wieder zu fallen, was Haylie instinktiv zusammen zucken lies wärend sich langsam wieder ein dunkler Schatten über ihr Gesicht legte.
Es war nicht das erste mal dass Haylie irgendwo, am Rande der Stadt aufgegabelt wurde und in diesem Luxuswagen nach Hause chauffiert wurde. Den Haylie war -im Gegensatz zu so ziemlich allen anderen Ken- dem Fraktionssystem nicht gerade freundlich gesinnt. Sie selbst konnte sich diesen Groll nicht erklären, denn sie hatte nie die Schattenseiten des Systems mit eigenem Leib gespürt. Alles begann -so glaubt sie- mit dem Wissen, dass ihre leibliche Mutter eine Fraktionlose ist. In den unzähligen Treffen, das ganze letzte Jahr über, wurde Haylie dabei immer mehr bewusst dass es so, wie Chicago im Moment war, nicht mehr weiter gehen konnte. Nicht durfte!
So hätzte sich Haylie über die Monate den Groll des Ken-Hauptes auf sich, was sie regelmäßig zu solchen Spritztouren verhalf, aber ihr auch unzählige Strafarbeiten einhandelte. Nichtsdestodrotz konnte sich Haylie an diesen Service gewöhnen und lies sich tiefer in die bequemen Ledersitze sinken. Schließlich wurde ihr so ein Fußmarsch von über einer Stunde abgenommen und gelangte mit dem Wagen in nur fünfzehn Minuten zum Hauptgebäude zurück.
Mit quietschenden Reifen blieb der Wagen plötzlich stehen und riss Haylie aus ihren Gedanken. Der Ferox ihr gegenüber schien sich für den Ausstieg bereit zu machen, denn er richtete seinen Körper langsam auf während er seine Waffe aus der Scheide zog und diese mit einem leisen Klicken entsichern lies. "Aussteigen." grummelte er und machte eine Geste Richtung Tür. Ohne weiteren Widerstand gehorchte das Mädchen, öffnete die Tür und wurde sofort von einem weiteren, noch größeren Ferox in Empfang genommen. Mit einem unbequemen Nackengriff und einer nicht gesichterten Pistole im Rücken wurde Haylie wie ein Schwerstverbrecher in den Sicherheitstrakt des Kenhauptgebäudes gebracht.
Dieser Ort schien der dunkelste in diesem riesigen Turm zu sein. Wärend sich die Wände sonst in einem reinen weiß präsentierten, waren diese Räumlichkeiten in dunklen Grautönen gehalten. Die Ferox -welche den Ken direkt unterstellt waren- schienen hier nicht nur zu arbeiten sondern auch zu trainieren oder prakmatischer Weise zum Großteil auch hier zu leben, wärend sie darauf warteten dass irgendein verrückt gewordener Teenager auf die Idee kommt die Schule zu schwänzen. Diese These wurde nicht nur durch die Boxsäcke und Zielscheiben in der einen Hälfte des Raumes untermauert, sondern auch von dem stechenden Geruch von Schweiß, welcher Haylie langsam in die Nase stieg. Angeekelt verzog sie ihr Gesicht und wurde sich dabei bewusst, dass sie solchen Gerüchen einst tagtäglich ausgesetzt war und diese als normal empfunden hatte. Doch nachdem sie nun schon fast ein Jahr bei den Ken lebte, war ihre Nase einfach nicht mehr daran gewöhnt, was sie jedoch keines falls nach trauerte. Wenige Sekunden verstricken bis Haylie einen stärkeren Druck im Nacken verspürt und automatisch durch die nun geöfnete Tür ging. Die schwere Metalltür schlug mit einem dumpfen Knall hinter den dreien zu was einzig und allein Haylie zusammen zucken lies. Der eine Ferox lies seine Waffe mit einem leisen Klicken wieder sichern und steckte sie zurück in die dafür vorgesehene Scheide an seinem Gürtel. Doch entgegen der Erwartungen Haylies wurde der Griff in ihrem Nacken umso stärker welcher sie zwang den dunklen, grauen Boden anzustarren.
Langezeit passierte nichts bis ein dumpfes Klacken von Absatzschuhen den Raum füllten. "Lass sie los." wies eine kalte Stimme den Ferox an welcher sofort seinen Griff lockerten und einen kleinen Schritt zurück tat, das Mädchen aber nicht aus den Augen lies. Langsam richtete Haylie ihren Blick auf und sah direkt in das Gesicht Jeanine Matthews, welche sie nur mit einer kalten, emotionslosen Miene musterte. Auch wenn Haylie jetzt eher nach einer sarkastischen Bemerkung war, musste sie es sich verkneifen, da ihr der Ernst der Lage sofort klar wurde, wenn sich jetzt schon die Cheffin der Ken höchstpersönlich dazu erniedrigte ihr eine Strafe zu erteilen. Erst jetzt kam Haylie in den Sinn, dass es ernster war, als sie zunächst annahm. Waren ihre Tage bei den Ken schon gezählt? Schlagartig verließen Haylies Gesicht sämtliche belustigende sowie sarkastischen Züge. "Miss Matthews." begrüßte sie die stolze Frau, richtete ihren Blick dabei zu Boden und deutete eine Art Knicks an, wie es ihre Untertanen -so nannte Haylie sämtliche andere Ken, die sich tagtäglich so benahmen- immer taten.